ÖA 2.Dezember 1965

An der Schneefront war alles durcheinander

Einer Schneekatastrophe nahe ....

  • Was wir gestern im Oberharz erlebten, grenzt an eine Schneekatastrophe. Das einzusehen und sich entsprechend darauf einzustellen war und ist das einzige Gebot der Stunde. Es hat gar keinen Sinn über die Räumkolonnen oder die Verantwortlichen zu schimpfen, sie alle tun weitaus mehr als man schlechthin von ihnen verlangen kann. Wir sind 2 Stunden lang auf Schneepflügen durch die Straßen der Stadt Clausthal-Zellerfeld gefahren. Wir wissen, daß die Fahrer nun schon tagelang täglich 18 Stunden ununterbrochen im Einsatz stehen und ihre schweren Maschinen immer wieder gegen die Schneemassen anrennen lassen. Alle diese Männer fühlen sich mitverant-wortlich, und weil sie das tun, kennen sie weder einen 8-Stunden-Tag noch eine 45-Stunden-Woche! Sie fahren und fahren und verlieren nicht einmal den Humor wenn man sie unterwegs immer wieder anhält und Wünsche vorträgt. Die einen möchten den Schnee nicht auf die linke sondern auf die rechte Straßen-seite geschoben haben, andere sind der Meinung, daß nicht die Straße A sondern die Straße B den Vorzug haben müsste. Auch an Sonderwünschen fehlt es nicht, wenn es darum geht, Garagen freizulegen usw.. Die Männer auf den Maschinen nehmen alle diese Wünsche zur Kenntnis und bleiben freundlich, wenn man ebenso mit ihnen spricht. Sie knurren, wenn man sie - und das kommt nicht selten vor - beschimpft. Im übrigen aber ziehen sie durch den hohen Schnee den ihnen vorgeschriebenen Weg.
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