Hans Hugo Niezel:

Wasserleitungen und Buttiche in Zellerfeld - Seite 6/7

Ein Versuch mit einem daumendicken Wasserstrahl hat in 20 SekundenS19
eine Wassermenge von 5 Litern ergeben. Unter der Annahme, daß etwa
die Hälfte der Einwohner zum Wasserholen ging, hätte jeder Wasserholer
nur 40 Sekunden Zeit gehabt zum Füllen seines Eimers, und das auch nur,
wenn alle 24 Stunden des Tages genutzt worden wären. Das Wasserange-
bot war also wirklich sehr knapp und die angegebene Menge von 1 1/4Cbfuß
pro Minute scheint noch sehr hoch angesetzt.
Im Bemühen um eine bessere Wasserversorgung machte Oberbergmeister
Ey im März 1845 (in jenem strengen Winter also) einen Vorschlag zur ver-
besserten Heranführung der Kahlenberger Wasser mit gleichzeitiger Ein-
sparung einer Röhrentour. Es sollte
a) vom Röhrenhaus nur eine 3bohrige Leitung (statt bisher zwei), nun je-
doch über den Kiefhölzer Teichdamm statt durch die Talsohle (1750 Lachter
~ 3360m lang), verlegt werden. Damit sollte sich der Druck an tiefster Stelle
auf 10 7/8 Lachter ~ 2 bar verringern ( üblicherweise ließ man für die Holz-
rohre nur einen Druck von 6 Lachter ~ 1,1 bar zu). Diese Leitung sollte am
höchsten Punkt vor der Stadt einen [statischen] Überdruck von 6 1/8 Lachter
~ 1,15 bar bringen und bis zum Veit`schen Pfosten gehen (Hoher Weg 10).
b) Direkt von der Berghauptmannsquelle (so genannt, weil sich die Berg-
hauptleute von dort ihr Trinkwasser holen ließen) soll eine 2120 Lachter
(4070,4m) lange, 4bohrige Leitung, ebenfalls über den Kiefhölzer Damm, bis
zum obersten Pfosten auf der Goslarschen Straße gelegt werden. Diese
Leitung sollte am höchsten Punkt vor der Stadt 1 1/2 Lachter ( statischen )S19_u
Überdruck ( ~ 0,28 bar ) haben. Maschineninspektor Adolf Jordan berechnete
für diese Leitung eine Liefermenge von 3,708 Cbfuß pro Minute. Nach Fer-
tigstellung zeigte es sich leider, daß nur 1,698 Cbfuß pro Minute hindurch-
flossen.
Schon im September des darauffolgenden Jahres (1846) kamen wegen
langanhaltender Trockenheit kaum noch Wasser vom Kahlenberg. Die
Magistratsherren Goering und Töpfer beantragten, aus dem Mundloch des
" Tiefen Stollens" der Eisensteinsgruben " Kahlenbergsglück " und " Neu-
Kahlenbergsglück " oberhalb des Mittleren Kellerhalsteiches, aus dem gegen-
wärtig 2 Cbfuß pro Minute gutes Wasser fließen, eine 500 Lachter lange
Leitung zu dem Röhrenhaus zu legen; die Nutzung der o. g. Stollenwasser
stieß aber auf Kritik der Eisensteingruben-Eigenlehner und des Oberfaktors
Werlich, weil diese Wasser auch zum Waschen des in Ton vorkommenden
Brauneisensteins nötig seien. Bei allen gemachten Zugeständnissen dürfte
sich der Magistrat kein Recht über die Verwendung der Kahlenberger Stol-
lenwasser anmaßen.
1859, also rund 14 Jahre nach der Verlegung der Röhrentour über den
Kiefhölzer Teichdamm, kamen nachdrückliche Vorhaltungen über diese
Art der Rohrführung. Bei (anscheinend häufiger vorkommenden ) Rohrbrü-
chen gehen die Wasser in den Besturz des Dammes nieder und kommen
bisweilen am Fuß des Dammes zum Vorschein, so daß man schon über
den Ursprung zweifelhaft gewesen ist und Schadhaftigkeit des Dammes
vermutet hat. Als Abhilfe wird vorgeschlagen, über dem Damm Rohre aus
Zinkblech zu verlegen.

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